Gefühle in der Atemarbeit
Gefühle sind ein wichtiges Thema und der Umgang mit Gefühlen ist ein wichtiger Teil der Atemarbeit. Von klein an haben wir gelernt Gefühle zu beurteilen. So gibt es Gefühle die sind vielleicht positiv z.B. Freude. Andere werden eher als negativ angesehen: Angst, Ärger, Trauer. In meiner Kindheit waren Gefühle insgesamt nicht so gerne gesehen. Ganz in der Kraft und der Freude kam meistens nicht so gut. (Hat dann gestört). Wut geht gar nicht (keine Widerworte). Angst hat man einfach nicht. Man ist ja schon gross (obwohl ich da noch klein war). Und Trauer (Stell Dich nicht so an, sei doch mal fröhlich). Ist man wieder ausgelassen und fröhlich (Vögel die Morgens singen holt abends die Katz..) usw.
Das man dann Gefühlen skeptisch gegenübersteht ist kein Wunder. Schließlich bringen sie einem nur Scherereien. Und so lernt man als Kind sich angemessen zu verhalten und ein großer Teil Lebendigkeit (die ja in Gefühlen unterwegs ist) bleibt auf der Strecke. Gleichzeitig achtet man dann auch noch darauf, möglichst bestimmte Gefühle bei anderen nicht auszulösen. Der Gefühlsfluss wird dann automatisch (wie man es eben gelernt hat) unterbrochen. Und das Gefühl wird im Körper festgehalten. Es wird nicht durchfühlt. Gefühle zu vermeiden sorgt für verkrampftes Verhalten. Das führt zu Verspannungen im Körper. Jeder kennt das: Wenn es weh tut, dann beiße die Zähne zusammen. Wenn ein Gefühl durchfühlt wird, verändert es sich von selbst. Aber beim Durchfühlen geht es nicht unbedingt wirklich um Ausdruck oder gar im Gefühl zu versinken, sondern es zu beobachten und weiter zu atmen. Dann kann es sich verändern.
Manchmal ist es auch so, dass der Ausdruck des Gefühls in der Atemsitzung wichtig ist. Ein Gefühl in Worte zu fassen ist schon wieder Struktur, die hilft das Gefühl zu tragen. Hinter jedem Gefühl steckt ein Gedanke. Oft ist es auch so, dass sich das Gefühl verändert, wenn der dahinterliegende Gedanke wahrgenommen und erkannt wird. Um mehr Klarheit mit Gedanken und Gefühlen zu bekommen hat es sich bewährt erstmal zwischen Gedanken und Gefühlen zu unterscheiden. Um das zu vereinfachen kann man Gefühle auf ihre vier Grundformen reduzieren.
Angst, Ärger, Freude, Trauer. Es gibt viele unterschiedliche Abstufungen, die sich aber immer auf die vier Grundgefühle zurückführen lassen. Der Vorteil dieser Einteilung ist mehr Klarheit.
Ein paar Beispiele:
„Ich fühle mich ausgenutzt.“ Gedanke : Ich werde ausgenutzt. Gefühl: vielleicht Ärger
„Ich fühle mich allein.“ Gedanke: Ich bin allein. Gefühl: Trauer oder Angst
„Ich fühle mich wertlos.“ Gedanke: Ich bin wertlos. Gefühl: Ärger oder Trauer
Niemand anderes ist verantwortlich für meine Gedanken und Gefühle. In dem Moment indem ich für meine Gedanken und Gefühle die Verantwortung übernehme, mache ich einen Schritt in die Freiheit. Ich löse (erlöse) andere und mich selbst aus Verstrickung.
Beispiel:
„Ich fühle mich verlassen, weil mein Vater früh weggegangen ist.“ Mein Gedanke:“Ich bin verlassen.“ Mein Gefühl: „Trauer.“
Mein Vater ist ein Auslöser, aber nicht der Verursacher meiner Gedanken und Gefühle. Wenn ich jetzt die Trauer (die ja im Falle eines Verlustes normal ist) abwerte und sie nicht fühlen will, weil sie ein „negatives“ Gefühl ist, kann es sein, dass ich meinem Vater die Schuld gebe für mein Gefühl. Es ist nicht mehr mein Gedanke: „Ich bin verlassen“ sondern: „Du hast mich verlassen“. In dem Fall hat mein Vater die Verantwortung für mein Gefühl und ich bin mit ihm verstrickt. Er tut was, ich fühle was. Gebe ich meinem Vater Schuld, fühle ich keine Trauer mehr, sondern Ärger. Wenn ich daran arbeiten möchte diese Verstrickung aufzulösen, könnte ich mit Vergebung anfangen. „Ich vergebe meinem Vater, dass er mich verlassen hat.“ In dem Fall käme wahrscheinlich erstmal der Ärger an die Oberfläche, später dann die
Trauer. Wird die Trauer zugelassen, kann sie auch integriert werden. Da ist ein Teil in mir, der ist traurig, weil er verlassen wurde. Da ist ein Teil in mir, der ist
verletzlich.